Individuelle Software -- braucht man das heute noch?

Kategorie: SW allgemein

vom 01. 08. 2017


Mit Individuelle Software bezeichnet man Software, die für die Lösung einer Aufgabe bei einem speziellen Kunden paßgenau gefertigt wird. Im Gegensatz dazu spricht man von Standardsoftware, wenn eine Software für eine größere Menge Kunden, die zum Zeitpunkt der Entwicklung oft noch gar nicht bekannt sind, angefertigt wird.

Standardsoftware findet man heute in nahezu unbegrenzter Auswahl, sowohl funktionsbezogen (Buchhaltungssoftware, CAD-SW,...), als auch funktionsübergreifend (Office-Pakete, ERP,...) oder branchenbezogen (Arztsysteme, Gaststätten-SW, ...).

Die Preise für diese Systeme können dabei von "kostenlos" (z.B. LibreOffice) bis zu "einem Vermögen" (z.B. ERP) reichen. Es gibt sie sowohl "Open Source" als auch "Closed Source" oder Mischformen von beiden. Bei der Preiskalkulation sollte man aber bedenken, daß auch Standardsoftware konfiguriert, angepaßt, "geupdated" und gepflegt werden muß, was oft nicht unerhebliche Nebenkosten verursacht.


Wenn Standardsoftware also für fast alle Aufgaben und meist kostengünstig zu haben ist, warum also noch über Individualsoftware nachdenken?


Dazu erst ein Argument zum Preis

Oft wird bei den Entscheidern davon ausgegangen, daß die Entwickler von Indiviualsoftware das Programm von Grund auf neu bauen -mit dem C-Compiler und sonst nichts-. Das war früher einmal. Heute kann der Entwickler auf eine riesige Anzahl von Bausteinen zurückgreifen, die im Quelltext vorliegen.

Da die Bedeutung von OSS (Open Source Software) gerade im geschäftlichen Bereich immer noch stark unterschätzt wird, wollen wir einen Blick in die Wikipedia empfehlen: Logo_osi

OSS ist also im Gegensatz zu der oft kolportierten Meinung kein Produkt von Fricklern, sondern meist hoch qualitative Software von Universitäten, Forschungseinrichtungen, Firmen und eben auch Einzelpersonen.

Ein Softwareentwickler, der sich in der OSS-Welt auskennt und die richtigen Komponenten geschickt kombiniert, kann den Preis von Individualsoftware niedrig halten.


Herstellerunabhängigkeit

Beim Einsatz von Standardsoftware ist man meist vom Hersteller dieser Software abhängig. Man denke nur daran, daß bei Einführung einer neuen Windows-Version meist auch Inkompabilitäten auftauchen, die Änderungen in der Anwendungssoftware nötig machen. In diesem Fall ist man darauf angewiesen, daß der Hersteller der Anwendungssoftware entsprechend reagiert - und das Update nicht allzu teuer anbietet. Ähnlich verhält es sich, wenn sich gesetzliche Bestimmungen ändern, Betriebsabläufe angepaßt werden oder ...

Bei Individualsoftware hat man meist sowieso eine Wartungsvereinbarung mit dem Softwareentwickler. Ansonsten kann man oft auf den Quellcode oder zumindest die relevanten Schnittstellen zurückgreifen, so daß eine andere Firma das Programm anpassen kann. Evtl. greift sogar die eigene IT-Abteilung zur Tastatur.

Durch den Einsatz von OSS-Modulen werden nicht nur die Entwicklungszeiten verkürzt, sondern dadurch, daß diese Module in aller Regel bereits vielfach im Einsatz sind, sind sie praxiserprobt, ausgetestet und wartungsarm. Oft gibt es um diese OSS bereit eine große Community, die bei evtl. Problemen mit Rat und Tat zur Seite steht. Der Kunde kann also neben dem eigentlichen Entwickler noch auf andere Quellen -eventuell auch für Weiterentwicklung und Pflege- zurückgreifen.


Individuelle Anforderungen

Standardisierte Branchensoftware kann in vielen Unternehmen nicht den Anforderungen gerecht werden – wenn es überhaupt eine solche gibt. Statt mit viel Aufwand und Kosten die Standardsoftware anpassen zu lassen, rechnet es sich oft, gleich mit einer individuellen Lösung zu beginnen. Diese ist dann eben auch maßgeschneidert und effizient.


Zweckmäßige Bestimmung des Funktionsumfangs

Im laufenden Betrieb spart es Kosten, den Funktionsumfang auf das wesentliche zu reduzieren. Die Mitarbeiter müssen nur in den Abläufen geschult werden, die für die Erledigung der Aufgabe auch nötig sind. Was nicht vorhanden ist, kann nicht kaputt gehen, braucht keine Wartung,…

Das bedeutet: Die laufenden Kosten der Software, sind bei Individualsoftware oft deutlich niedriger als bei angepaßter Standardsoftware, die ja noch den Ballast all der nicht benötigten Funktionen mitschleppt.

Außerdem: Sie kaufen nur das, was Sie auch brauchen!

und umgekehrt: Das was Sie brauchen, können Sie auch kaufen!,

denn Individualsoftware können Sie jederzeit entsprechend Ihrer Bedürfnisse erweitern, ändern, verkleinern, ...


Fazit

Die Entwicklung von Individualsoftware macht immer noch Sinn, besonders wenn es keine geeignete Standardsoftware gibt oder ihre Anpassung zu aufwendig wäre. In diesen Fällen sind meist auch die laufenden Kosten der Standardlösung höher als die der Individuallösung. Durch die Verwendung von Open Source Komponenten kann der Preis für die höhere Flexibilität und Benutzerfreundlichkeit von Individuallösungen günstig gehalten werden.


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